Wenn Mitarbeitende ihre Elternzeit verkürzen möchten, stehen Arbeitgeber oft vor komplexen Abstimmungen, rechtlichen Unsicherheiten und kurzfristigen Planungsproblemen. Besonders HR-Teams müssen dabei BEEG-Vorgaben, interne Prozesse und betriebliche Anforderungen miteinander vereinbaren.
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- Eine Verkürzung der Elternzeit ist möglich – aber nicht immer ein Anspruch.
Sie erfordert in den meisten Fällen die Zustimmung des Arbeitgebers, außer es liegt ein gesetzlich anerkannter wichtiger Grund vor (§16 BEEG). - Arbeitgeber dürfen aus dringenden betrieblichen Gründen ablehnen.
Zum Beispiel bei Personalengpässen, Schichtplanabhängigkeit oder organisatorischen Risiken. - Der Antrag muss schriftlich und mindestens 7 Wochen vorher gestellt werden.
Abweichende Fristen können in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen gelten. - Bei besonderen Umständen ist keine Zustimmung nötig.
Dazu zählen erneute Schwangerschaft, schwere Krankheit oder familiäre Härtefälle. - Eine verkürzte Elternzeit beeinflusst oft das Elterngeld.
Mitarbeitende müssen Änderungen bei der Elterngeldstelle melden. - Rückkehr in den Beruf erfordert sorgfältige Planung.
Arbeitszeitmodelle, Aufgabenbereiche und Dienstpläne müssen frühzeitig abgestimmt werden. - Gute Kommunikation verhindert Konflikte.
Frühzeitige Gespräche und transparente Gründe erleichtern eine faire Entscheidung für beide Seiten.
- Eine Verkürzung der Elternzeit ist möglich – aber nicht immer ein Anspruch.
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Was ist Elternzeit?
Die Elternzeit ist eine gesetzlich geregelte Freistellung von der Arbeit, die Müttern und Vätern ermöglicht, sich bis zu drei Jahre dem Kind zu widmen. Jede Person hat einen eigenen Anspruch – auch bei Mehrlingsgeburten. Voraussetzung ist, dass das Kind im gleichen Haushalt lebt und überwiegend betreut und erzogen wird.
Der Zeitraum beginnt grundsätzlich mit der Geburt des Kindes, wobei sich die Elternzeit der Mutter um die Mutterschutzfrist verkürzt. Eine Inanspruchnahme ist bis zum vollendeten achten Lebensjahr des Kindes möglich. Für Arbeitgeber bedeutet das eine langfristige Planung von Kapazitäten, Rollen und Vertretungen.
Elternzeit verkürzen – Antrag
Für die Verkürzung der Elternzeit existiert kein offizielles Formular. Wichtig ist ein schriftlicher, unterschriebener Antrag, der dem Arbeitgeber rechtzeitig vorliegt. In besonderen Härtefällen – etwa bei schwerer Krankheit, Tod eines Elternteils oder gravierenden familiären Veränderungen – kann eine Verkürzung notwendig werden.
Nach § 16 Abs. 1 BEEG muss der Arbeitgeber schriftlich bestätigen, dass die Elternzeit genommen wurde und ab welchem Zeitraum eine Änderung beantragt wird.
In welchen Fällen können Mitarbeitende die Elternzeit verkürzen?
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Zum Beispiel Krankheit des Partners, fehlende Betreuungsmöglichkeiten oder finanzielle Veränderungen. In diesen Fällen kann ein Anspruch bestehen – je nach Situation und Nachweisbarkeit.
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Wenn Mitarbeitende kündigen, endet die Elternzeit automatisch zum Ablauf der Kündigungsfrist. Das führt faktisch zu einer Verkürzung.
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Liegt kein besonderer gesetzlicher Grund vor, entscheidet der Arbeitgeber. HR kann der Verkürzung zustimmen, muss dies aber nicht, insbesondere wenn betriebliche Gründe dagegensprechen.
Kann ein Arbeitgeber die Verkürzung ablehnen?
Ja. Wenn kein gesetzlicher Anspruch besteht, dürfen Arbeitgeber die Verkürzung verweigern, wenn betriebliche Gründe entgegenstehen, etwa:
- erhebliche Störungen im Betriebsablauf
- Unmöglichkeit, kurzfristig Personal umzuschichten
- fehlende Kapazitäten für eine sichere Wiedereingliederung
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Pflichten & Fristen für Arbeitgeber
--> Fristen, die HR zwingend beachten muss
- Der Antrag auf Verkürzung muss schriftlich eingehen.
- Arbeitgeber müssen zeitnah prüfen und reagieren, da die Personalplanung unmittelbar betroffen ist.
- Änderungen der Elternzeit wirken sich auf Elterngeld, Teilzeitmodelle und Dienstpläne aus.
--> Dokumentation & Compliance nach BEEG
HR sollte folgende Unterlagen dokumentieren:
- ursprünglicher Elternzeitantrag
- Antrag auf Verkürzung
- Entscheidung des Arbeitgebers inklusive Begründung
- Rückkehrvereinbarung oder Arbeitszeitmodell
Eine klare Dokumentation schützt Arbeitgeber im Streitfall und verbessert interne Prozesse.
Vorgehensweise bei der Verkürzung – Schritt für Schritt
- Antrag formal prüfen: Sind alle notwendigen Angaben enthalten? Liegt eine Begründung vor?
- Betriebliche Auswirkungen analysieren:
- Einsatzplanung
- Schichtplanung
- Budget
- Vertretungsorganisation
- Auswirkungen auf laufende Projekte
- Rechtliche Bewertung nach BEEG: Besteht ein rechtlicher Anspruch oder liegt die Entscheidung beim Arbeitgeber?
- Entscheidung treffen und schriftlich kommunizieren: Transparenz und Fristen einhalten.
- Rückkehr- oder Teilzeitmodell vereinbaren: Schrittweise Rückkehr, Teilzeit oder sofortige Vollzeitaufnahme klären.
Arbeiten während des Elternurlaubs
Während der Elternzeit dürfen Beschäftigte bis zu 32 Stunden pro Woche arbeiten. Bei Geburten vor dem 1. September 2021 liegt die Grenze bei 30 Stunden.
Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitenden müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen:
- mindestens 6 Monate Beschäftigungsdauer
- Teilzeitarbeit von mindestens 2 Monaten
- schriftlicher Antrag mit Angaben zu Beginn, Dauer und Umfang
Die Antragsfristen betragen:
- 7 Wochen vorher für Kinder unter 3 Jahren
- 13 Wochen vorher für Kinder zwischen 3 und 8 Jahren
Eine weitere Reduzierung der Arbeitszeit ist möglich, sofern keine dringenden betrieblichen Gründe entgegenstehen.
Häufig gestellte Fragen
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Ja. Wenn kein gesetzlicher Anspruch besteht, kann der Arbeitgeber ablehnen, wenn dringende betriebliche Gründe dagegensprechen.
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Der Antrag muss mindestens sieben Wochen vorher gestellt werden. Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen können abweichen.
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Nur bei wichtigen Gründen nach § 16 BEEG, etwa bei erneuter Schwangerschaft, Krankheit oder familiären Härtefällen.
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Dienstpläne, Vertretungen und Arbeitszeiten müssen häufig kurzfristig angepasst werden.
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Ein schriftlicher Antrag, der ursprüngliche Elternzeitantrag sowie eine dokumentierte Entscheidung.
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Ja. Eine frühere Rückkehr kann das Elterngeld reduzieren und muss der Elterngeldstelle gemeldet werden.
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Durch frühzeitige Gespräche, transparente Kommunikation, klare Fristen und Alternativen wie Teilzeit oder gestufte Rückkehr.

