„Wieder ein Krankenschein auf dem Schreibtisch – kommt Ihnen das bekannt vor?“ Häufige Fehlzeiten verursachen nicht nur hohe Kosten und Produktivitätsverluste, sondern belasten auch das Teamgefüge und die Arbeitsmoral. In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich Absentismus frühzeitig erkennen lässt und welche Maßnahmen helfen, dem effektiv entgegenzuwirken.
Absentismus beschreibt wiederholte oder überdurchschnittliche Fehlzeiten von Arbeitnehmern, die nicht auf ärztlich attestierte Krankheiten oder vertraglich geregelte Gründe zurückzuführen sind. Dazu zählen sowohl ungenehmigte Abwesenheiten als auch das wiederholte Fernbleiben vom Arbeitsplatz trotz formaler Genehmigung, wenn dies ein auffälliges Maß überschreitet.
Anders als klassische Krankmeldungen oder planbare Urlaube stellt Absentismus für Unternehmen ein schwer kalkulierbares Risiko dar. Die Folgen sind nicht nur organisatorischer Mehraufwand, sondern vor allem wirtschaftliche Einbußen durch Produktivitätsverluste, höhere Kosten und Störungen im Betriebsablauf.
📊 Krankheitsbedingte Fehlzeiten – ein teurer Faktor
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft betrug die durchschnittliche Zahl der krankheitsbedingten Fehltage pro Arbeitnehmer im Jahr 2018 rund 17,4 Tage – das entspricht etwa 4,25 % der jährlichen Arbeitszeit.
Die daraus resultierenden Kosten beliefen sich auf ca. 62 Milliarden Euro – allein für gesetzliche Sozialversicherungen und Lohnfortzahlungen.
Für Personalverantwortliche bedeutet das: Ein wirksames Fehlzeitenmanagement und präventive Maßnahmen gegen Absentismus sollten integraler Bestandteil einer nachhaltigen Personalstrategie sein.
Absentimus vs. Präsentismus
Während Absentismus das wiederholte Fernbleiben vom Arbeitsplatz ohne nachvollziehbaren, krankheitsbedingten oder vertraglich geregelten Grund beschreibt, steht Präsentismus für das Gegenteil: Mitarbeitende erscheinen zwar zur Arbeit, obwohl sie krank, erschöpft oder psychisch belastet sind – sind dabei aber nur eingeschränkt leistungsfähig.
Beide Phänomene haben weitreichende Folgen für Unternehmen. Absentismus führt zu Planungsunsicherheiten, Produktionsausfällen und direkten Kosten durch Vertretungen oder Überstunden. Präsentismus hingegen verursacht versteckte Kosten: sinkende Produktivität, erhöhte Fehleranfälligkeit und ein erhöhtes Risiko für langfristige Erkrankungen.
Ein ausgewogenes Fehlzeitenmanagement sollte daher nicht nur Abwesenheiten kontrollieren, sondern auch ein Augenmerk auf Frühwarnzeichen von Überlastung und eine gesunde Unternehmenskultur legen – denn nicht jede Anwesenheit ist gleichbedeutend mit echter Arbeitsleistung.
Arten von Absentismus in Deutschland
👤 Individueller Absentismus Einzelne Mitarbeitende fehlen häufig oder regelmäßig, ohne dass objektive Gründe wie Krankheit vorliegen. Ursachen liegen oft im persönlichen Umfeld, mangelnder Motivation oder Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation.
🏢 Struktureller Absentismus Bestimmte Abteilungen oder Berufsgruppen weisen systematisch höhere Fehlzeiten auf. Ursachen sind meist in den Arbeitsbedingungen, der Führungskultur oder überlastenden Aufgabenbereichen zu finden.
🕒 Kurzzeitiger Absentismus Mitarbeitende fehlen für kurze Zeiträume – etwa ein bis drei Tage – oft ohne medizinische Diagnose. Diese Form ist schwer vorhersehbar und kann Hinweise auf verdeckte Belastungen oder Unzufriedenheit geben.
📅 Langfristiger Absentismus Fehlzeiten über einen längeren Zeitraum, häufig infolge physischer oder psychischer Erkrankungen. Neben gesundheitlichen Gründen können auch ungelöste Konflikte oder Burnout eine Rolle spielen.
⚖️ Legitimer Absentismus Dazu zählen rechtlich oder vertraglich abgesicherte Abwesenheiten wie Mutterschutz, Elternzeit, Bildungsurlaub oder Sonderurlaub. Diese sind planbar und fallen nicht unter problematischen Absentismus, sollten aber im Ressourcenmanagement berücksichtigt werden.
🔄 Wiederkehrender Absentismus Ein Muster aus regelmäßig wiederkehrenden Fehlzeiten – etwa montags oder freitags –, das langfristig die Teamdynamik und Einsatzplanung stören kann.
Ursachen für Absentismus
Absentismus entsteht selten ohne Grund. Häufig handelt es sich um eine Kombination aus individuellen, sozialen und organisatorischen Faktoren, die dazu führen, dass Mitarbeitende sich vom Arbeitsplatz zurückziehen. Die wichtigsten Ursachen im Überblick:
Psychische und emotionale Belastungen Stress, Erschöpfung, Depressionen oder Angststörungen können zu häufigen Fehlzeiten führen – oft ohne dass Betroffene dies offen kommunizieren.
Private Probleme Familiäre Konflikte, finanzielle Sorgen oder Betreuungspflichten wirken sich negativ auf die Arbeitsfähigkeit und -motivation aus.
Ungünstige Arbeitsbedingungen Lärm, Überstunden, monotone Tätigkeiten oder unzureichende Ausstattung können langfristig zu Demotivation und Rückzugsverhalten führen.
Mangelhafte Führung und Kommunikation Ein autoritärer Führungsstil, fehlende Wertschätzung oder unklare Zielvorgaben fördern die innere Kündigung und steigern das Risiko für Absentismus.
Fehlende Identifikation mit dem Unternehmen Wenn Mitarbeitende keinen Sinn in ihrer Arbeit sehen oder sich nicht mit der Unternehmenskultur identifizieren, sinkt die Bindung – und damit die Anwesenheit.
Über- oder Unterforderung Beide Extreme führen zu Frustration. Wer dauerhaft überlastet oder nicht gefordert wird, verliert Motivation und Engagement.
Fehlende Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort Unflexible Arbeitszeitmodelle oder fehlende Möglichkeiten für Homeoffice können insbesondere bei persönlichen Belastungen zu häufigen Abwesenheiten führen.
Schlechte Teamdynamik oder soziale Isolation Konflikte im Team, Mobbing oder das Gefühl, nicht dazuzugehören, wirken sich negativ auf die Anwesenheitsquote aus.
Folgen für das Unternehmen
Absentismus stellt nicht nur ein individuelles Problem dar, sondern hat weitreichende betriebswirtschaftliche und organisatorische Auswirkungen. Für Unternehmen können häufige Fehlzeiten zu folgenden Folgen führen:
Erhöhte Kosten: Lohnfortzahlungen, Produktionsausfälle, kurzfristige Ersatzbeschaffung oder externe Vertretungen verursachen direkte und indirekte Kosten. Auch höhere Beiträge zur Sozialversicherung können langfristig anfallen.
Sinkende Produktivität: Wiederkehrende Abwesenheiten beeinträchtigen Arbeitsabläufe, verzögern Projekte und führen zu Engpässen bei der Aufgabenerfüllung.
Belastung für Kollegen: Fehlende Mitarbeitende müssen kompensiert werden – oft durch Mehrarbeit des Teams. Das führt zu Frust, Überlastung und erhöhter Fehleranfälligkeit.
Verschlechterung des Betriebsklimas: Unzufriedenheit im Team, mangelnde Fairnesswahrnehmung und ein gestörtes Zusammenarbeitsgefühl können zu einer negativen Dynamik führen.
Steigende Fluktuation und geringere Mitarbeiterbindung: Wenn die Belastung durch Fehlzeiten dauerhaft hoch ist, steigt das Risiko, dass leistungsstarke Mitarbeitende das Unternehmen verlassen.
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Negativer Einfluss auf Kundenbeziehungen: Unzuverlässigkeit oder Personalengpässe können die Servicequalität beeinträchtigen – mit langfristigen Folgen für die Kundenzufriedenheit und das Unternehmensimage.
Risiko einer Fehlzeitenkultur: Wird Absentismus nicht aktiv thematisiert und gesteuert, kann sich ein nachlässiger Umgang mit Arbeitszeitpflichten etablieren – mit strukturellen Folgen für das gesamte Unternehmen.
Messung und Kennzahlen
Um Absentismus gezielt analysieren und steuern zu können, ist eine systematische Erfassung von Fehlzeiten unerlässlich. Nur so lassen sich Trends, Ursachenmuster und Risikobereiche im Unternehmen erkennen.
📌 Wichtige Kennzahlen zur Messung von Absentismus:
Formel: (Fehlzeiten in Stunden oder Tagen / Sollarbeitszeit im Zeitraum) × 100
Durchschnittliche Fehltage pro Mitarbeitendem Ermittelt, wie viele Tage im Schnitt jeder Mitarbeitende im Jahr fehlt.
Formel: Gesamte Fehltage / Anzahl der Beschäftigten
Häufigkeitsrate der Abwesenheiten Zeigt, wie oft Beschäftigte im Durchschnitt innerhalb eines Zeitraums fehlen – unabhängig von der Dauer.
Formel: Anzahl der Fehlzeitenfälle / Anzahl der Mitarbeitenden
Langzeit- vs. Kurzzeitfehlzeiten Eine differenzierte Betrachtung hilft zu verstehen, ob sich Abwesenheiten auf einzelne längere Krankheitsphasen oder viele kurze Ausfälle verteilen.
Digitale Tools zur Auswertung Moderne Zeiterfassungssysteme wie Shiftbase ermöglichen eine automatische Berechnung dieser Kennzahlen. Sie helfen, auffällige Entwicklungen frühzeitig zu identifizieren, zielgerichtete Maßnahmen einzuleiten und Fehlzeitenmanagement effizient in den Alltag zu integrieren.
Wichtige Maßnahmen gegen Absentismus
Um Absentismus nachhaltig zu reduzieren, bedarf es gezielter und strukturierter Maßnahmen, die sowohl präventiv wirken als auch bestehende Fehlzeitentrends aufgreifen. Folgende Ansätze haben sich in der Praxis bewährt:
🧑💼 Führungskräfte sensibilisieren und schulen
Eine gute Führung hat direkten Einfluss auf Motivation, Zufriedenheit und Anwesenheit. Schulungen zu gesundheitsorientierter Führung, Konfliktmanagement und Mitarbeiterkommunikation sind zentrale Hebel zur Prävention.
📊 Transparente Erfassung und Auswertung von Fehlzeiten
Moderne Zeiterfassungssysteme ermöglichen die frühzeitige Erkennung von Mustern und Auffälligkeiten. Dashboards helfen dabei, kritische Abteilungen oder Zeiträume zu identifizieren und gezielt gegenzusteuern.
Maßnahmen wie Gesundheitstage, Stressmanagement-Kurse oder psychologische Unterstützung fördern das Wohlbefinden und senken krankheitsbedingte Ausfallraten.
🕰️ Flexible Arbeitszeitmodelle anbieten
Gleitzeit, Homeoffice oder Teilzeitoptionen tragen dazu bei, private Belastungen besser mit dem Berufsleben zu vereinbaren und unentschuldigte Fehlzeiten zu verringern.
Ein offener Dialog schafft Vertrauen, klärt frühzeitig Konflikte und gibt Raum für individuelle Lösungen. Auch Rückkehrgespräche nach längerer Abwesenheit helfen bei der Wiedereingliederung.
BOX: Sie möchten wissen, welche Fragen im Mitarbeitergespräch wirklich weiterbringen? Dann lesen Sie unseren Blogartikel mit praktischen Beispielen, Gesprächszielen und bewährten Formulierungen für erfolgreiche Mitarbeitergespräche.
🎯 Motivation und Sinnstiftung fördern
Wer sich mit seiner Tätigkeit und dem Unternehmen identifiziert, zeigt weniger Rückzugsverhalten. Wertschätzung, transparente Kommunikation und Beteiligung an Entscheidungen wirken sich positiv auf die Anwesenheit aus.
Absentismus ist mehr als nur ein gelegentliches Fernbleiben vom Arbeitsplatz – er kann ein Warnsignal für tiefere strukturelle oder individuelle Probleme im Unternehmen sein. Die Folgen reichen von Produktivitätsverlusten über gestörte Teamdynamiken bis hin zu erheblichen Kosten. Umso wichtiger ist es, frühzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen: durch präventive Strategien, gezielte Führung, ein transparentes Fehlzeitenmanagement und eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur. Wer Absentismus als strategische Herausforderung versteht, schafft nicht nur ein gesünderes Arbeitsumfeld, sondern stärkt langfristig auch die Leistungsfähigkeit und Stabilität des Betriebs.
Häufig gestellte Fragen
Absentismus bezeichnet häufige, oft unentschuldigte Fehlzeiten von Mitarbeitenden, die auf persönliche oder strukturelle Ursachen zurückzuführen sein können.
Typische Ursachen sind Überlastung, mangelnde Motivation, schlechtes Betriebsklima oder gesundheitliche Probleme.
Durch regelmäßige Analyse von Fehlzeiten, Mitarbeitergespräche und ein funktionierendes Zeiterfassungssystem können Muster erkannt werden.
Maßnahmen wie Betriebliches Gesundheitsmanagement, flexible Arbeitsmodelle und eine offene Unternehmenskultur können Absentismus vorbeugen.
Ein Tool wie Shiftbase hilft, Fehlzeiten transparent zu erfassen, Muster frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen einzuleiten.
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